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Generhaltungsprogramm

Verantwortliche Organisationen

Die Tierzucht in Österreich ist Angelegenheit der Bundesländer und wird von diesen entsprechend den Landestierzuchtgesetzen wahrgenommen. Seltene Nutztierrassen stellen sehr kleine Populationen dar, welche häufig nicht auf einzelne Bundesländer geografisch begrenzt, sondern über mehrere Bundesländer verstreut sind. Dadurch wird jede Zuchtarbeit erheblich erschwert.

Für die Erhaltung hochgefährdeter Rassen ist aber jedes einzelne noch vorhandene Tier von elementarer Bedeutung, um den über Jahrhunderte wohlerworbenen Genpool und deren genetische Vielfalt noch einigermaßen bewahren zu können.

Es wurde daher für jede Rasse eine Verantwortliche Organisation (VO) benannt, die bundesländerübergreifend die Generhaltungsmaßnahmen realisiert und von den zuständigen Zuchtorganisationen der anderen Bundesländer anerkannt und in ihrer Zuchtarbeit unterstützt wird.

Die VO sind somit die Träger der Generhaltungsmaßnahmen und agieren als Ansprechpartner und Drehscheibe auf allen Ebenen der Generhaltung. Alle VO haben daher für jede seltene NTR spezielle Generhaltungsmaßnahmen, entsprechend einem von der ÖNGENE ausgearbeiteten Anforderungsprofil, vorgelegt.

Gefährdete Rasse Verantwortliche Organisation
Rinder  
Original Braunvieh Vorarlberg Rind Zuchtverband eGen
Orginal Pinzgauer Rinderzuchtverband Salzburg
Tiroler Grauvieh Tiroler Grauviehzuchtverband
Waldviertler Blondvieh NÖ Genetik 
Kärnter Blondvieh caRINDthia ZVB eGen
Tux-Zillertaler Rinderzuchtverband Tirol
Pustertaler Sprintzen Rinderzuchtverband Tirol
Murbodner Rinderzucht Steiermark
Ennstaler Bergschecken Rinderzucht Steiermark
Schafe  
Kärnter Brillenschaf Landes-Schafzuchtverband Kärnten
Braunes Bergschaf Landes-Schafzuchtberband Tirol
Tiroler Steinschaf Landes-Schafzuchtberband Tirol
Krainer Steinschaf Landes-Schafzuchtberband Kärnten
Waldschaf Landesverband f. Schafzucht u. Schafhaltung OÖ.
Alpines Steinschaf Salzburger Landesverband f. Schafe u. Ziegen
Montafoner Steinschaf Vorarlberger Schafzuchtverband
Zackelschaf Landesverband f. Schafzucht u. Schafhaltung OÖ.
Ziegen  
Gemsfärbige Gebirgsziege Tiroler Ziegenzuchtverband
Pinzgauer Ziege Salzburger Landesverband f. Schafe u. Ziegen
Tauerschecken Ziege Salzburger Landesverband f. Schafe u. ZIegen
Steirische Scheckenziege Steirischer Ziegenzuchtverband
Pfauenziege Salzburger Landesverband f. Schafe u. Ziegen
Pinzgauer Strahlenziege Salzburger Landesverband f. Schafe u. Ziegen
Blobe Ziege Tiroler Ziegenzuchtverband
Pferde  
Österreichischer Noriker Landespferdezuchtverband Salzburg
Schweine  
Mangaliza Arche Austria
Turopolje Arche Austria
   
   
 

 

   

 Kontakt

Generhaltungsmaßnahmen

Die Generhaltungsmaßnahmen sind speziell auf die Erhaltung des Genpools und der Genvarianten der seltenen Rassen abgestimmt.

1. Die Beschreibung von Rassenstandard und Zuchttziel

Neben einer Kurzgeschichte über die Entwicklung einer Rasse und dem Hauptstandort umfasst der Rassestandard im Besonderen die objektive Definition der wesentlichen Exterieurmerkmale. Klassische rassetypische Erkennungsmerkmale werden gemeinsam mit den Nutz- und Gebrauchseigenschaften besonders hervorgehoben. Soweit vorhanden, werden auch Leistungsdaten wie Gewicht, Größe, Milch-, Fleisch- und Reproduktionsleistung festgehalten.

2. Registrierung der Tiere

Die Registrierung der Tiere erfolgt entsprechend der Tierkennzeichnungsverordnung. Die Abstammungen der Zuchttiere sind in den zentralen Datenbanken RDV, Schazi und Chromosoft (siehe Populationsplanungsprogramm) registriert.

3. Anpaarungsprogramm und Abstammungskontrolle

Gezielte Anpaarungsempfehlungen stellen das Herzstück jeglicher Zuchtarbeit dar. Die VO sind hier besonders gefordert. Die Verpaarungsmethoden und die Anpaarungsprogramme müssen daher großteils vorgeplant sein, weil nur so ein breiter und möglichst gleichmäßig verteilter Vatertiereinsatz den Erhalt der erwünschten Genotypen sicherstellt.

Dies setzt die Aufzucht und Bereitstellung einer großen Zahl unverwandter und möglichst nicht ingezüchteter Vatertiere voraus, welche nur in guter Übereinstimmung zwischen Züchterbasis und VO realisiert werden kann.

Während früher Anpaarungsempfehlungen auf der Basis genetisch möglichst unverwandter Tiere erfolgten (Heterozygotieprogramm), werden gegenwärtig nahezu alle Anpaarungsempfehlungen unter Berücksichtigung der vorliegenden Pedigrees erstellt. Die Anpaarungsempfehlungen werden über RDV (Rind) bzw. SCHAZI (Schaf/Ziege) bzw. Chromosoft (Schwein) bearbeitet und an die Züchter ausgegeben. Für jedes Einzeltier oder auch für Tiergruppen können damit ein oder mehrere mögliche Vatertiere zur Anpaarung vorgeschlagen werden. Die Zuchtbetriebe sind verpflichtet, die Anpaarungsempfehlungen zu befolgen und somit den Inzuchtgrad ihrerEinzeltiere und der gesamten Herde zu minimieren. Auch ein kontrollierter Einsatz von Samen aus Tiefgefrierdepots ist möglich.

Um Abstammungsfehler bei Anpaarungsempfehlungen auf Pedigreebasis vorzubeugen, müssen alle männlichen Zuchttiere auf väterliche und mütterliche Abstammung kontrolliert werden.

4. Selektion

Die Selektion ist die wichtigste züchterische Maßnahme zur Veränderung eines Genoms mit dem Ziel der Steigerung erwünschter Leistungen in der etablierten Zucht. Bei der Zucht in kleinen Populationen (Generhaltungszucht) wird aber als vorrangiges Ziel die Erhaltung der genetischen Vielfalt sowohl an Einzelgenen und deren Varianten als auch an Genkombinationen angesehen. Forcierte Leistungsselektion ist daher kontraproduktiv und führt zum Verlust von Eigenschaften, welche möglicherweise den ursprünglichen Wesenskern einer bestimmten Rasse ausgemacht haben.

Trotzdem ist es notwendig, eine moderate Leistungsselektion anzustreben, die im Einklang zwischen dem Erhalt der genetischen Identität einer Rasse und der wirtschaftlichen Weiterentwicklung steht. Reine Erhaltungszucht mit Ausgleich der finanziellen Verluste ohne laufende züchterische Verbesserung quantitativer und qualitativer Eigenschaften ist nicht Ziel der genetischen Ressourcensicherung. Gefährdete Nutztierrassen können langfristig nur überleben, wenn sie ihre Produktivität steigern und sich am Markt mit speziellen Nischenprodukten oder einzigartigen Qualitätsprodukten behaupten.

So gesehen stellt die moderate Selektion eine schwierige Gratwanderung zwischen Zuchtfortschritt und Erhalt der genetischen Vielfalt dar und ist eine besondere Herausforderung für die VO, die nur gemeinsam mit engagierten Züchtern und unter Zuhilfenahme EDV-gestützter Anpaarungsprogramme und populationsgenetischer Kontrolle und Evaluierung zu lösen ist.

5. Ex situ-Konservierung - Genbank

Die Zuhilfenahme biotechnischer Maßnahmen wie Konservierung von Samen und Embryonen - Ex-situ-Konservierung - trägt dazu bei, den gegenwärtigen Stand der genetischen Vielfalt für die Zukunft zu erhalten. Die alleinige Konservierung einer Rasse ist allerdings nicht zielführend, weil sie die Weiterentwicklung der Rasse unterbindet. Es wird daher eine Ergänzung der Generhaltungsmaßnahmen mit Tiefgefriersperma vorgeschlagen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere wird eine Genbank angelegt. Der Aufbau der Tiefgefrier-Genbank in Wels erfolgt nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. So werden Samen und teilweise Embryonen von allen seltenen und konventionellen Rinderrassen eingelagert. Ebenso werden Samendepots von allen seltenen Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Schweinerassen sowie gefährdeter Fischarten angelegt.

Beim Aufbau einer Samenbank für seltene Nutztierrassen wird im Besonderen auch darauf geachtet, dass möglichst alle noch vorhandenen Zuchtlinien in das Tiefgefrierprogramm einbezogen werden.

Die Bedeutung der Nutztiergenbank für künftige genetisch-wissenschaftliche Untersuchungen (Genanalysen) und speziell für die künftige Nutzung und Integration in Erhaltungs- aber auch in konventionelle Zuchtprogramme wird von erfahrenen Tierzüchtern immer mehr hervorgehoben und von der EU bestätigt. Man kann davon ausgehen, dass heute seltene Rassen über bisher nicht erkannte oder unbeachtete genetisch festgelegte Eigenschaften verfügen.

Die Erhaltung einer seltenen Rasse sollte möglichst in bäuerlicher Zucht und in angestammten Gebieten erfolgen, weil nur so neben den Tieren auch mit der Rasse verbundenes Wissen und Praktiken der Züchter erhalten bleiben. Nur diese sogenannte In-situ-Erhaltung führt zur gewünschten Weiterentwicklung einer Rasse und steht im Einklang mit traditionellen Haltungsformen, extensiver Landschaftspflege und nachhaltiger Nutzung. Genetische Veränderungen einer Rasse durch Selektion, Mutation und genetische Drift sind dabei nicht aufzuhalten und teilweise auch erwünscht.

Genbankbestand 2016
Tierart Sperma DNA
  Seltene Rassen Hauptrassen Genbank extern Seltene Rassen Hauptrassen
Rind 229 2988 ca. 400 462 101
Pferd 28 37 ca. 50 1  
Schaf 175 5   83 7
Ziege 149 4   83  
Schwein 14 25   2 2

6. Charakterisierung und nachhaltige Nutzung

Die VO sehen ihre Aufgabe nicht nur in der ausschließlichen Durchführung von Zuchtarbeit zur Rassekonservierung nach den aktuellen populationsgenetischen Erkenntnissen und vorgeschriebenen Generhaltungsmaßnahmen. Sie sind bestrebt, seltene Nutztierrassen als erhaltenswertes Kulturgut auf alle ihre positiven und negativen Eigenschaften hin genau zu untersuchen und zu charakterisieren.

Viele seltene Nutztierrassen eignen sich auf Grund ihrer Fitness, Fruchtbarkeit, Genügsamkeit und Krankheitsresistenz zur Haltung in weniger begünstigten Lagen, können dort im Rahmen einer sinnvollen Haltung und Produktion eingesetzt werden und dienen der Landschaftspflege und Weideökologie. Viele seltene Nutztierrassen weisen einmalige Genvarianten auf, die die Qualität von Fleisch, Fett, Milch oder Wolle usw. auszeichnen und somit den Grundstein für Spezial- und Nischenprodukte legen, die den qualitäts- und gesundheitsbewussten Kunden ansprechen.

Alle diese Charakteristika, Leistungseigenschaften und Leistungsdaten werden gemeinsam mit typischen Verhaltensweisen jeder Rasse von den VO aufgezeigt und festgehalten. Sie sind Basis für die Erhaltungszucht und Weiterentwicklung einer seltenen Nutztierrasse mit dem Ziel einer nachhaltigen Nutzung im ländlichen Raum und regionaler Anpassung.

Die Forschungen über spezielle Eigenschaften seltener Rassen sollen ausgeweitet werden.

ÖNGENE | Austraße 10, 4601 Wels, Austria | Telefon: 07242/47011 | Fax: 07242/4701115 | EMail: info [at] oengene.at | Web: www.oengene.at

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